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Welche Raumgestaltung unterstützt offenes Lernen bzw. Online-Lernen?

Lernen und Arbeiten mit digitalen Medien ist Teil einer zeitgemäßen Lernkultur, von der ausgehend die Gestaltung von Lernflächen und ihrer Ausstattung gedacht werden muss.

Lernen wird bezogen auf alle Ebenen schulischen Lernens immer vielfältiger, digitale Medien ermöglichen in diesem Zusammenhang nicht nur den Ersatz herkömmlicher Medien wie Buch oder Tafel, sondern auch die ergänzende Neugestaltung von Lernsettings und Aufgabenformaten. (vgl. SAMR-Modell).

Zur Nutzung digitaler Medien im Rahmen des Unterrichts, zur Umsetzung von Phasen selbstgesteuerten Lernens (mit digitalen Medien), für differenzierende Lernformen, zur Einrichtung von den Unterricht ergänzenden Angeboten, aber auch zur Gestaltung von Räumen und Flächen zur Gestaltung von Freizeit und Erholung etc. benötigen Schulen variabel nutzbare Klassenräume, Lern- und Freiflächen, Gruppen- und Teamräume bzw. Nischen, Werkstätten und Labore für praktisches Lernen sowie Freiflächen und Bewegungsräume etc.

Vorbild hierfür können – auch bei der Umgestaltung bestehender Schulgebäude –  Modelle wie Klassenraum plus, Cluster, Lernlandschaften (vgl. z.B. Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft: Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland. 2017. S.21.) oder auch die fraktale Schularchitektur (s. Buddensiek, W.: Der Raum als dritter Pädagoge – Pädagogische Potentiale der fraktalen Schularchitektur.) sein, in welche Erfahrungen aus der skandinavischen Lernraumgestaltung und -möblierung eingeflossen sind. Pädagogisch funktionale Schülerarbeitsplätze auf der Mikroebene, kommunikations- und gesundheitsfördernde Lernraumgestaltung auf der mittlere Ebene sowie Räume für kleine, dezentrale Arbeitseinheiten wie den Jahrgangsstufeneinheiten und Gemeinschaftsbereiche auf der Makroebene der Gebäudeplanung ermöglichen in diesem Modell ähnlich wie Cluster und offene Lernlandschaften es tun die Umsetzung zeitgemäßer Formen des Unterrichts und fördern Zusammenarbeit und Kommunikation.

Dabei kommt der Gestaltung der Klassenräume und Zusatzflächen eine große Bedeutung zu, da diese ausreichend groß (vgl. z.B. Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft: Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland. 2017), zur Umsetzung verschiedenster Lernarrangements geeignet und ohne viel Aufwand (um-)gestaltbar sein müssen.

Hier werden angemessene Präsentationsflächen und -möglichkeiten (Tafelsystem, weitere Präsentationsflächen, Ausstattung mit Beamer, Panels etc.), eine gute mediale Ausstattung bzw. Infrastruktur zur Anbindung digitaler Geräte (WLAN etc.) sowie Ablagemöglichkeiten für Lehr- und Lernmaterialien, Schülerprodukte, Taschen, usw. benötigt. Tische, Stühle, Schränke, Regale und Fächer sind so einzusetzen, dass sie den Raum sinnvoll gliedern und eine flexible Nutzung unterstützen.

Zum anderen werden Freiflächen als Präsentations-, Selbstlern- und Kommunikationsflächen benötigt, wobei technische Schallschutzmaßnahmen anzuwenden sind, um geeignete Kommunikationsstrukturen zu ermöglichen.

Die Beleuchtung hat ebenfalls Auswirkungen auf das Lernen. Dynamisches Licht kann hier eine Unterstützung zur Gestaltung der Lernumgebung sein (vgl. Mehr Geist aus der Lampe, Die Zeit, 09/2009).

Die dem Jahrgangsstufenteam zugehörigen Lehrer, insbesondere die Klassenlehrerteams benötigen ein Team- und Besprechungszimmer zur Lagerung von Material, für Teamsitzungen, für Beratungsgespräche und zur Unterrichtsvorbereitung in Freistunden in direkter räumlicher Nähe zur Jahrgangsstufeneinheit. Die mediale Vernetzung der verschiedenen Arbeitsbereiche von Schülern und Lehrern stellt einen wichtigen Schritt beim Aufbau eines pädagogischen Netzwerks dar.

Welche Besonderheiten gibt es im Primarbereich?

In vielen Primarschulen ist der “Klassenraum” der zentrale Raum des Lernens für die Schülerinnen und Schüler. Im Gegensatz zu den weiterführenden Schulen finden oft sowohl die naturwissenschaftlichen Fächer (Sachunterricht) als auch die ästhetischen Fächer (Kunst, Musik) in diesem Raum statt; Sport hat bundesweit das Alleinstellungsmerkmal einen eigenen Raum zu belegen. Dies bedingt mehr benötigte Gelegenheiten um Materialien zu lagern, trocknen zu können oder zum Experimentieren.

Ritualisierte Handlungen haben im Primarstufenbereich eine nochmals gesteigerte Bedeutung. Der Raum bietet Platz für einen Geburtstagskalender und Weihnachtskalender, Steckbriefe der Schülerinnen und Schüler sowie Präsenzflächen für den sprachlichen (Anlauttabelle, erarbdriveeitete Buchstaben, Wortgruppen) und mathematischen Anfangsunterrichts (Zahlen-, Formen- und Rechenoperationsposter).

Da im Primarstufenbereich noch nicht jedes Kind ein digitales Endgerät mit zur Schule bringt, muss es eine Poollösung (z.B. Tabletkoffer) geben, aber auch für die projektorientierte Arbeit Präzensgeräte im Raum geben, um sowohl projektorientiertes und individualisiertes Lernen in Einzel-, Partner, Gruppenarbeit und im Klassenverband zu ermöglichen.

Welche Besonderheiten gibt es in weiterführenden Schulen?

In den weiterführenden Schulen ist das Fachraumprinzip präsenter. Für die naturwissenschaftlichen (Biologie, Chemie, Physik) und ästhetischen (Musik, Kunst, Sport, Darstellendes Spiel) Fächer und oft auch Informatik gibt es spezialisierte Räume, die entsprechende fachfunktionale Anforderungen und Ausrichtungen haben.

Um zeitgemäßes Online-Lernen zu ermöglichen ist performantes WLAN in allen Unterrichtsräumen Basisvoraussetzung – das schließt die oft dabei vernachlässigte Sporthalle und die Außenbereiche (auch dies sind Lernräume!) mit ein.

Je älter die Schülerinnen und Schüler sind, desto stärker kann, soll und muss man sie in die Gestaltung ihrer Lernräume mit einbinden, was den Klassenraum, so es denn noch einen gibt, im besonderen Maße betrifft.

Was sind mögliche erste Schritte einer veränderten Raumgestaltung in einem traditionellen Schulgebäude/ Klassenzimmer?

Die funktionalen Ansprüche an die Raumgestaltung (s.o.) sind identisch: Plenums-, Instruktions- und Präsentationsphasen mit der gesamten Lerngruppe, Gruppen-, Partner- und Einzelarbeit in weiteren Phasen und dies auch in einer zeitlichen Parallelität.

Beidseitig offene Regale als Raumtrenner oder leicht durchsichtige Vorhänge an einer Deckenschiene ermöglichen es schnell und kostengünstig kleiner Kompartimente zu schaffen.

Mit Kreidestiften lassen sich auch die Fensterflächen für Visualisierungen nutzen.

Perspektivisch sollte auch in bestehenden Systemen darauf hingearbeitet werden, funktionales, flexibles Mobiliar anzuschaffen, welches eine schnelle Umstrukturierung für entsprechende Arbeitsformen unterstützt.

Fazit

Kurz gefasst lässt sich Raumgestaltung sehr einfach überprüfen:

Wenn die Lehrkraft den Raum betritt und nicht weiß, wo ihr Platz ist – dann ist der Raum gelungen

Creative Commons Lizenzvertrag
FAQ-Beitrag ‚Welche Raumgestaltung unterstützt offenes Lernen bzw. Online-Lernen?‘ ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Urheber/innen:

Dieser Eintrag wurde von den #Edunauten erstellt. Beteiligt waren insbesondere Nils Güldenpfennig und Charlotte Ullrich.

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