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Was ist das Kompetenzmodell der KMK zur Bildung in der digitalen Welt und was lässt sich daraus für zeitgemäßes Online-Lernen ableiten?

Im Dezember 2016 hat die Kultusministerkonferenz (KMK) ihre Strategie zur “Bildung in der digitalen Welt” vorgelegt, die sich an Länder, Bund, Kommunen und Schulträgern sowie Schulen richtet. Sie soll bei der Entwicklung von Kompetenzen zu Lernen und Lehren in einer digitalen Welt unterstützen. Im Kompetenzrahmen der Strategie sind die folgenden Kompetenzbereiche enthalten:

  • Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren: das zielgerichtete Suchen und Filtern von Informationen, die kritische Analyse von Quellen sowie die strukturierte Aufbewahrung von Daten
  • Kommunizieren und Kooperieren: die situationsgerechte Kommunikation und aktive Teilhabe mithilfe digitaler Kommunikationsmöglichkeiten
  • Produzieren und Präsentieren: die aktive Gestaltung unterschiedlicher Medienformate unter Berücksichtigung von rechtlichen Vorgaben
  • Schützen und sicher Agieren: das sichere Agieren in digitalen Umgebungen, zum Beispiel unter dem Aspekt des Schutzes von persönlichen Daten
  • Problemlösen und Handeln: die Anwendung von digitalen Werkzeugen und technischen Lösungen zum Lernen und Arbeiten
  • Analysieren und Reflektieren: die Analyse und Bewertung von Medien in der digitalen Welt

Die Umsetzung der Strategie erfolgt in Verantwortung der Bundesländer, die sich alle dazu verpflichtet haben.

KMK-Modell und Online-Lernen – Möglichkeiten und Grenzen

Das KMK-Modell greift mit seinem Kompetenzrahmen auf vorliegende Kompetenzmodelle bzw. -raster zurück (u.a. DigComp, ICILS) und betont dabei einen dezidiert fachintegrativen Ansatz. Begründet wird dies wie folgt:

Die  Entwicklung  und das Erwerben  der notwendigen Kompetenzen für ein  Leben in einer digitalen Welt […] betreffen  alle Unterrichtsfächer. […] Deshalb sind […] die Bildungs- und Lehrpläne der Länder anzupassen.

Jedes Fach beinhaltet  spezifische Zugänge zu  den Kompetenzen in der  digitalen Welt durch seine  Sach- und Handlungszugänge. Damit  werden spezifische Fach-Kompetenzen erworben,  aber auch grundlegende (fach-) spezifische Ausprägungen  der Kompetenzen für die digitale Welt. (KMK 2016)

Der fachintegrative Ansatz ist durchaus zu unterstützen, stellt Schule als Organisation jedoch vor große Herausforderungen. Schulinterne Curricula mussten und müssen auch zukünftig im digitalen Transformationsprozess angepasst bzw. überarbeitet werden. Verbindlichkeit und Kompetenzprogression sowie die Fortbildung von Lehrkräften müssen sichergestellt werden. Dies sind nur ein paar wenige Aspekte, auf die Schulen im Rahmen ihrer Schul-, Unterrichts- und Personalentwicklung sowie der Weiterentwicklung der Schulkultur Antworten finden müssen.

Kritik an der KMK-Strategie wurde angesichts der Betonung dezidiert digitaler Medien und Kompetenzen in Verbindung mit dem Begriff “Kulturtechnik” u.a. seitens der GEW (2019) laut:

Ein Dissens zwischen KMK-Strategie und GEW-Position besteht in der Frage des Rangs der digitalen Kompetenz. In der Strategie wird der kompetente Umgang mit digitalen Medien in den Stand einer eigenständigen Kulturtechnik, neben den bisherigen Kulturtechniken, erhoben […]. Medienkompetenz kann als Schlüsselkompetenz bezeichnet werden. Sie erwächst indessen nicht neben den basalen Kompetenzen sondern baut auf einer Vielzahl von Kompetenzen auf. Dazu gehören Lesen, Rechnen und Schreiben ebenso wie visuelle, auditive, grafische Kompetenzen und vor allem die Kompetenz, unterschiedliche Medien und Kompetenzen (z.B. multimedial oder hypertextuell) miteinander zu verknüpfen. (GEW 2019)

Auch die Initiative Keine Bildung ohne Medien! kritisiert u.a. die Begrenzung des verwendeten Medienbegriffs auf digitale Medien. Die Gesellschaft für Informatik weist in ihrer Stellungnahme zur KMK-Strategie bezüglich der Stellung des Schulfaches Informatik auf folgenden Widerspruch hin:

Digitalisierung  wird, wie oben dargelegt,  maßgeblich durch Personen mit Informatikkompetenz gestaltet und es existiert bereits ein von der KMK als allgemeinbildend angesehenes Unterrichtsfach Informatik, dessen Unterrichtsgegenstand die technologischen Grundlagen der Digitalisierung darstellen. Daraus ergibt sich ein Widerspruch: das bestehende Fach ist als allgemeinbildend akzeptiert, es thematisiert Gegenstände, die inhaltlich in den Gegenstandsbereich des Strategiepapiers gehören, darin wird es aber nicht einbezogen, weil – wie bei den Fachgesprächen von den jeweiligen Sitzungsleitern geäußert – man keine Änderungen am Fächerkanon wünsche. Die   Vermeidung   schulorganisatorischer   Herausforderungen durch   Erweiterung des Pflichtfachkanons wird damit über Bildungsanforderungen aus einer sich massiv gewandelten und sich stetig und rasant weiter verändernden Lebens- und Arbeitswelt gestellt. (Hervorhebung im Original)

Creative Commons Lizenzvertrag
FAQ-Beitrag ‚Was ist das Kompetenzmodell der KMK zur Bildung in der digitalen Welt und was lässt sich daraus für zeitgemäßes Online-Lernen ableiten?‘ ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

Urheber/innen:

Dieser Eintrag wurde von den #Edunauten Nancy Grimm & Martin Lüneberger erstellt.

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