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Was ist der Europäische Rahmen für die Digitale Kompetenz von Lehrenden (DigCompEdu) und was lässt sich daraus für zeitgemäßes Online-Lernen ableiten?

Der Fokus des Europäischen Rahmens für die Digitale Kompetenz von Lehrenden (European Framework for the Digital Competence of Educators, DigCompEdu) mit begleitendem Selbsteinschätzungs-Tool liegt – wie beim TPACK-Modell – auf den Kompetenzen von Lehrenden in unterschiedlichen Bildungsbereichen. Der DigCompEdu zielt mit seinem Kompetenzmodell darauf ab, Bildungsangebote zu verbessern bzw. zu innovieren. Bezüglich einer Bildung unter den Bedingungen der Digitalität richtet sich das Modell sowohl an Einsteiger*innen in dieses Thema als auch an Erfahrene und Expert*innen.

Der DigCompEdu wurde von der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU, dem Joint Research Centre (2017) entwickelt und bietet einen Referenzrahmen für die Einschätzung und Entwicklung der digitalen Kompetenzen von Lehrenden auf allen Bildungsebenen (von allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen bis hin zur Hochschul- und Erwachsenenbildung.

Abbildung: First published, in English, in 2017, as “European Framework for the Digital Competence of Educators: DigCompEdu” by the European Commission’s Joint Research Centre, http://europa.eu/!gt63ch. This translation is the responsibility of Goethe-Institut e.V, 2019. https://ec.europa.eu/jrc/sites/jrcsh/files/digcompedu_german_final.pdf. The European Commission is not responsible for this translation and cannot be held liable for any consequence stemming from its use.

In einem Interview des Hochschulforums Digitalisierung mit Christine Redecker von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission, dem Joint Research Center (JRC), wird das Modell wie folgt vorgestellt:

Mit diesem Kompetenzmodell wird versucht zu beschreiben, welche Kompetenzen Lehrende haben müssen, um digitale Medien sinnvoll einzusetzen. Dabei stellt das Modell nicht die Bedienung von Technik in den Vordergrund, sondern bietet Ansätze, sich didaktisch, methodisch und pädagogisch weiterzuentwickeln und bessere Strategien für den Einsatz digitaler Medien anzueignen.

Das Modell besteht aus sechs Bereichen, von denen vier den Kern bilden. Zum einen geht es hier um das Identifizieren und Erstellen digitaler Inhalte. Ein weiterer Bereich widmet sich der konkreten Anwendung digitaler Medien im Unterrichtsgeschehen bzw. in der Lehre, wobei betont wird, dass das Potenzial digitaler Medien darin liegt, die Selbstständigkeit und Kollaborationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler und der Studierenden zu fördern. In einem weiteren Bereich wird beschrieben, wie Lern- und Leistungskontrollen besser gestaltet werden können und wie der gesamte Lernprozess durch digitale Formate zur Selbst- und Fremdkontrolle begleitet werden kann. Als letztes Kernelement wird unter dem Titel “empowering learners” ein innovativerer Weg verfolgt, nämlich den Fokus individuell auf die einzelnen Lernenden zu stellen und zu überlegen, wie ihnen gezielte Bildungsangebote gemacht werden können, die sie oder ihn persönlich weiterbringen.

Dieser didaktisch-methodische Kern wird durch zwei “Flügel” abgerundet. Diese betreffen einerseits das berufliche Umfeld von Lehrkräften und Lehrenden, d.h. die Kommunikation innerhalb der Bildungsorganisation und mit den weiteren Beteiligten (z.B. Eltern im Schulkontext) sowie mit der Außenwelt, sowie ihre eigene Weiterbildung.  Der letzte Bereich fokussiert dann darauf, dass Lehrkräfte und Lehrende neben der Vermittlung von fachlichen Inhalten auch die digitale Kompetenz der Lernenden entwickeln sollten.

(Text von Robin Rentrop für Hochschulforum Digitalisierung unter der Lizenz CC BY-SA 4.0)

Die sechs Kompetenzbereiche des DigCompEdu enthalten insgesamt 22 Kompetenzen. Die eigenen Kompetenzen können nach sechs Stufen eingeschätzt werden (A1, A2, B1, B2, C1, C2). Diese Kompetenzstufen sind dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) entlehnt und wurden mit entsprechenden Kompetenzbeschreibungen versehen. Je na eigener Verortung im Bildungsbereich können sich Lehrenden mit dem DigCompEdu-CheckIn-Tool, das derzeit in Deutschland pilotiert wird, selbst einschätzen und bekommen über dieses Tool auch Vorschläge für Möglichkeiten der eigenen Kompetenzerweiterung.

DigCompEdu und Online-Lernen – Möglichkeiten und Grenzen

Der DigCompEdu liegt in der Langfassung auf Englisch vor und wird fortlaufend in weitere Sprachen übersetzt. Zudem stehen als Zusammenfassung zweiseitige Leaflets zum DigCompEdu auf Englisch, Spanisch und Deutsch zur Verfügung.

Jan Vedder, Lehrer an einer Oberschule und Pädagogischer Seminarleiter am Studienseminar in der Region Hannover, schätzt die Stärken und Schwächen des DigCompEdu in seinem Blogbeitrag “Digitalien sucht das Supermodell” aus seiner Sicht wie folgt ein:

Stärken:

  • sinnvolle Einteilung in sechs zentrale Kompetenzbereiche
  • Teilkompetenzen lassen direkten Bezug zu Haltung, Handlung und Wissen von Lehrenden zu
  • durch das Selbsteinschätzung Tool verbunden mit den Niveaustufen ist eine Grundlage für selbstständiges und lebenslanges Lernen gegeben

Schwächen:

  • gewonnen Erkenntnisse (Selbsteinschätzung) erfordern ausgeprägte Fähigkeit zur Selbstreflexion und zeitliche Ressourcen zur Fort- und Weiterbildung
  • bisher im deutschen Sprachraum noch nicht so weit verbreitet und daher nur eine geringe Austauschmöglichkeit vorhanden

Laut Aussage von Christine Redecker im Interview mit dem Hochschulforum Digitalisierung besteht mit den EU-Mitgliedsstaaten Estland, Finnland, Portugal, Spanien und Italien eine aktive Zusammenarbeit. In Deutschland bestehe Interesse.

Obwohl es wünschenswert wäre, ist nicht zu erwarten, dass – ob der föderalen Strukturen in Deutschland – der DigCompEdu ein bundesweiter Referenzrahmen für die Digitale Kompetenz von Lehrende werden wird. Es gibt jedoch Initiativen des Goethe-Instituts e.v. und einzelner Bundesländer:

  • Für Deutschland hat das Goethe-Institut e.V. eine Übersetzung der englischen Originalfassung ins Deutsche vorgelegt.

Creative Commons Lizenzvertrag
FAQ-Beitrag ‚Was ist der Europäische Rahmen für die Digitale Kompetenz von Lehrenden (DigCompEdu) und was lässt sich daraus für zeitgemäßes Online-Lernen ableiten?‘ ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

Urheber/innen:

Dieser Eintrag wurde von den #Edunauten Nancy Grimm & Martin Lüneberger erstellt.

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